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SvenL

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Dienstag, 8. Oktober 2013, 01:00

Radnaben- bzw. Radlagerwechsel Hinterachse

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Hallo Forum,

kürzlich war wieder einmal ein Radlager fällig. Ich habe die ganze Aktion einmal fotografiert, damit ihr nachvollziehen könnt, ob ihr euch das zutraut.

Benötigtes Werkzeug:
  • Starrer Hebel mit langer Verlängerung und Knebel mit 32er Nuss
  • Drehmomentschlüssel bis 250 Nm (210 oder 220 Nm gehen auch)
  • Ratsche (klein) mit 13/14er Nuss zum Lösen des Bremssattels
  • Ratsche (groß) mit 17er Nuss zum Lösen des Bremssattelhalters
  • Gummi- oder Holzhammer
  • Schlosserhammer
  • Meißel
  • Loctite mittelfest
  • etwas Radlagerfett


Beschreibung:
Als erstes werden die Radbolzen an dem betreffen Rad gelockert (nicht herausgeschraubt) und das Fahrzeug angehoben. Die Handbremse muss gelöst sein. Das Fahrzeug immer mit Unterstellböcken und Radkeilen gegen Wegrollen und Abrutschen sichern! Danach demontieren wir das Hinterrad und haben nun die Hinterradbremse vor uns.

Dann wird der Bremssattel vom Halter demontiert (2x 13/14 Nuss) und der Seilzug der Handbremse ausgehangen. Legt Euch einen Eimer neben die Achse, auf welchem ihr den Bremssattel ablegen könnt, denn der Bremsschlauch ist sehr kurz und darf nicht geknickt oder gedehnt werden. Also lasst bitte auf keinen Fall den Bremssattel am Schlauch baumeln! Danach demontiert ihr den Bremssattelhalter (2x 17er Nuss) vom Achszapfen und legt diesen beiseite. Die Bremsscheibe kann nun nach dem Lösen ihrer Halteschraube/Zentrierungsbolzen abgenommen werden und die Radnabe kommt zum Vorschein.

Jetzt entfernen wir die Fettkappe der Radnabe mit dem Schlosserhammer und einem Meißel. Einfach den Meißel mit sehr beherzten Hammerschlägen zwischen Radnabe und Wulst an der Fettkappe rundherum hineintreiben, dann lockert sich die Kappe und kann abgezogen werden. Radnabe und Fettkappe werden ersetzt, also kann man auch ruhig einmal daneben schlagen! ;)

Jetzt kommt die unter der Fettkappe liegende Achszapfenmutter zum Vorschein. Diese löst ihr gegen den Uhrzeigersinn (normales Rechtsgewinde) mit dem langen starren Schlüssel und der 32er Nuss. Die Mutter bitte sofort entsorgen, die darunterliegende dicke Anlaufscheibe müssen wir wiederverwenden und daher reinigen. Die alte Radnabe lässt sich jetzt einfach mit den Händen vom Achszapfen ziehen. Es wird kein Abzieher benötigt, einfach etwas ruckeln.

Nun sollte das ganze so aussehen:


Den Achszapfen reinigen wir jetzt ordentlich. Wichtig ist hier vor allen Dingen, dass am hinteren Rand der Rost ggf. etwas abgeschliffen wird. Das neue Radlager muss am hinteren Rand des Achszapfens plan anliegen, damit das Radlagerspiel stimmt und das neue Lager nicht gleich wieder kaputtgeht. Ich habe bei der Gelegenheit noch losen Rost entfernt und das Hitzeschutzblech etwas nachlackiert. Achtet bitte auf den kleinen eckigen Nippel oberhalb des Achszapfens, denn das ist der ABS-Sensor, den ihr tunlichst nicht beschädigen solltet! Den Sensor reinigt man am besten mit einem Tuch und Bremsenreiniger:



Das hier ist das neue Radlager/Radnabe von hinten gesehen. Das Teil beinhaltet also Radlager, Radnabe und einen speziellen Dichtungsring mit magnetischer Kodierung für das ABS. Man sieht hier sehr gut die Anlassfarben am schmaleren Teil der Radnabe, denn den äußeren "Lagerring" gibt es bei diesem Lager nicht, die Kugeln laufen also direkt auf dem Material der Radnabe, weswegen sie gehärtet wurde. Ebenfalls erkennt man sehr gut den Dichtungsring, der den hinteren Teil des Lagers gegen Feuchtigkeit und Schmutz abdichtet. - Den weißen Kunststoff im inneren des Lagers müssen wir entfernen. Er hat nur die Aufgabe den zweiteiligen inneren Lagerring zusammen zu halten, solange das Lager nicht montiert ist.

Bitte geht dabei sorgfältig und vorsichtig vor! Am besten nimmt man die Radnabe in die Hand und umgreift sie mit beiden Händen und versucht die beiden Lagerhälften zusammen zu drücken. Mit einem Daumen kann man dann den Kunststoff herausschieben. Achtet darauf bitte, dass ihr den hinteren inneren Ring nicht herausschiebt und den Dichtungsring beschädigt!



Der Achszapfen muss völlig sauber und fettfrei sein, da der Innenring des Lagers sich nicht auf dem Zapfen drehen darf! Jetzt setzt ihr die neue Radnabe auf den Zapfen und schiebt es mit wackelnden/ruckelnden Bewegungen ganz auf den Zapfen, dabei etwas Druck am vorderen inneren Lagerring ausüben, damit er auch mit auf den Zapfen rutscht. Das erfordert ein wenig Geduld, aber unter keinen Umständen dürft ihr das Lager auf den Zapfen schlagen, denn dann ist es gleich wieder hin. - Ist die Radnabe vollständig auf dem Achszapfen, wird noch die gereinigte Anlaufscheibe und die neue selbstsichernde Achszapfenmutter montiert. Die neue Mutter wird erst einmal mit der Ratsche ohne großen Kraftaufwand festgezogen und noch etwas an der Radnabe gewackelt.

Danach wird der Drehmomentschlüssel ausgepackt und die Mutter mit 250 Nm festgezogen. Solltet ihr nur einen Drehmomentschlüssel mit max. 210 Nm haben, dann zieht die Mutter mit 210 Nm fest. Das korrekte Radlagerspiel ist konstruktiv durch die vordere und hintere Kante des Achszapfens vorgegeben, da der Innenring des Lagers geteilt ist. Jetzt wird auch klar, warum das penible Reinigen des Achszapfens und der Anlaufscheibe so wichtig ist, denn jede Verschmutzung/Rost hat ein zu enges Lagerspiel zur Folge, was das Lager mit einer kürzeren Lebensdauer quittiert.

Die 250 Nm benötigt man nur, damit die Mutter fest ist und sich nicht löst. 210 Nm und ein kurzer Ruck nach dem Klick reichen aber völlig aus, da die Mutter selbsthemmend ist und sich nicht einfach löst. Dann einfach etwas Radlagerfett an die neue Fettkappe schmieren und diese mit dem Holzhammer vorsichtig auf die Radnabe schlagen:



Danach montiert man Rückwärts wieder alles zusammen: Bremsscheibe, Bremssattelhalter und Bremssattel. Die Schrauben vom Bremssattelhalter und vom Bremssattel werden mit Loctite Schraubensicherung "mittelfest" nach der Reinigung des Gewindes benetzt und eingesetzt. Bremssattelschrauben werden mit 33 Nm festgezogen, der Sattelhalter mit 105 Nm. Bitte keine Kupferpaste auf die Radnabe schmieren, sondern maximal mit etwas Motoröl benetzen und mit einem Lappen verreiben, damit die Bremsscheibe nicht festrostet. Auf keinen Fall gehören hier Feststoffe dazwischen, da die Bremsscheibe ihr zulässiges Seitenspiel dann überschreitet und die Radnabe sich evtl. verziehen kann. Das ist ein Präzisionsteil!

Vor der Montage des Halters reinigt man noch die Führungsbleche von Bremsstaub und überprüft die Führungsbolzen auf Leichtgängigkeit und Beschädigungen der Gummimanschetten. Defekte Manschetten bitte austauschen und schwergängige Führungen reinigen und mit Silikonfett neu fetten. Bitte keine Kupferpaste oder ähnliches nehmen! Bremszylinderpaste von ATE geht auch, da diese fast nur aus Silikonfett besteht.

Die Beläge werden an den Kanten der Rückenplatte, die direkten Kontakt mit den Belagführungen haben sowie die Auflagefläche am Bremskolben und am Faustsattel nach Reinigung neu mit Liqui Moly Anti-Qietsch-Paste eingeschmiert. Die Beläge nun einsetzen (Beläge nicht vertauschen!) und den Bremssattel aufschieben. Dabei darauf achten, dass die Kerbe vom Kolben in die Nase am inneren Bremsbelag fasst!

Fertig sollte es dann so aussehen:



Hier sieht man noch einmal die alte Radnabe und den Grund für den Defekt des Lagers: Der Dichtungsring ist beschädigt und öffnet so Feuchtigkeit und Schmutz Tür und Tor und die Laufbahnen der Kugeln bekommen durch harte Fremdpartikel Beschädigungen und die Kugeln schlagen diese Unebenheiten weiter aus (Pitting), sodass das Lager immer mehr rumpelt und brummt. Das Lager hatte schon 1000 km laut brummend hinter sich und es war immer noch kein Lagerspiel am montierten Rad feststellbar. - Ein brummendes Lager muss also nicht sofort ausgetauscht werden, aber auf die lange Bank sollte man so eine Reparatur auch nicht schieben, denn an diesem Lager hängt das gesamte Rad und damit euer Leben!



Kosten & Zeitaufwand:
Die Kosten beliefen sich für einen Radlagersatz von SKF (Radnabe, Fettkappe + Mutter) auf ca. 43 EUR. Original kostet ein Lager (ohne Kappe und Mutter) ca. 90 EUR bei Fiat. Inkl. Kappe und Mutter sind es dann ca. 100 EUR.

Der Zeitaufwand beträgt ca. 1 Stunde pro Rad und so kommt auch der Preis von ca. 180 EUR hin, den ich erst im Frühjahr bei Fiat für die andere Seite zahlen musste. - Das ergibt eine Ersparnis von über 130 EUR...

Viel Spaß beim Schrauben!

Sven

Dieser Beitrag wurde bereits 3 mal editiert, zuletzt von »SvenL« (8. Oktober 2013, 10:40)

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crossshot

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Dienstag, 8. Oktober 2013, 10:52

Sehr schön, genau so habe ich das auch gemacht :thumbup:
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Dienstag, 8. Oktober 2013, 18:40

super anleitung!!!!!!!! :thumbsup:
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SvenL

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Mittwoch, 9. Oktober 2013, 09:25

Danke! :oops:

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Booser

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Samstag, 16. Mai 2015, 13:01

@svenl
@crosshot

In dem einen Arbeitsschritt schreibst Du: den weißen Kunststoff im inneren Lager müssen wir entfernen.

Hab hier gerade den Radlagersatz inkl Nabe, finde da aber keinen weißen Kunststoffring? Leider kann ich auch bei deiner Anleitung die Bilder nicht sehen. Kann es sein, dass ich diese weißen Kunststoff bei mir habe?
»Booser« hat folgende Bilder angehängt:
  • image.jpg
  • image.jpg
  • image.jpg

crossshot

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Samstag, 16. Mai 2015, 13:10

Ist bei mir leider schon zu lange her. Ich kann mich nicht mehr erinnern, sorry.
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Booser

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Samstag, 16. Mai 2015, 13:12

Kannst du die Bilder in der Repanleitung von Sven sehen?
Bei mir erscheinen da nur Fragezeichen

crossshot

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Samstag, 16. Mai 2015, 13:27

Nein, ich sehe auch keine Bilder. Schreibe Sven doch einfach eine PN ;)
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SvenL

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Dienstag, 19. Mai 2015, 21:35

Der Server, welcher die Bilder hostet ist zur Zeit leider nicht online.

Dein Lager hat keinen weißen Kunststoff im inneren Lagerring. Das war bei meinem Lager nur eine Transportsicherung, damit die beiden Lagerhälften nicht auseinander fallen. Du kannst Dein Lager einfach so aufschieben.

Viele Grüße!

Sven

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Booser

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Mittwoch, 20. Mai 2015, 22:53

Hi Sven,

dachte ich mir. Alles schon am WE (Radlager, Bremssättel, Schläuche und Beläge) gewechselt. Hat super, auch Dank der Anleitungen hier, funktioniert. Läuft alles wieder wie geschmiert.

Gruß

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Hinterachse, Radlager, Radnabe

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